T-Shirts, mit denen man sich zudecken könnte, Hosen, in die man zweimal passt, Schuhe, um drei Nummern zu groß: Die älteren Geschwister als beliebter Spender für gebrauchte Kleidung. Sie kennen das? Dann wissen Sie auch, was Kreislaufwirtschaft bedeutet. Renault verfolgt ein ähnliches Prinzip bei seinen Fahrzeugen, wenn auch in wesentlich größerem Umfang.
Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft funktioniert ähnlich wie das unserer Eltern, die Kleidung ihrer Kinder durch Generationen hindurchreichen: Etwas Gebrauchtes wird in einem zweiten Lebenszyklus eingesetzt, bevor man es dem Recycling zuführt. Renault geht bei der Entwicklung seiner Bauteile sogar noch einen Schritt weiter. Schon bei deren Konstruktion werden die Fragen der Sammlung, der Wiederverwendung, der Renovierung und des Recyclings geklärt – auch für die Batterien von Elektroautos. Dazu wurde im März 2018 mit der Europäischen Kommission der sogenannte „Innovation Deal“ unterzeichnet, der die Wiederverwendung von Elektroautobatterien begünstigen soll.
Konkret will man die Lebensdauer dieser Batterien durch die Förderung ihrer Reparatur verlängern, ihren Einsatz durch intelligentes Laden vielfältiger machen, sie in ihrem zweiten Lebenszyklus für die Speicherung von Ökostrom einsetzen und sie am Ende ihres Lebens möglichst schnell und kosteneffizient recyclen – im besten Fall im gleichen Sektor. So kann die Kreislaufwirtschaft zu einer Verringerung der Rohstoffgewinnung beitragen und eine Branche langfristig versorgen.
ECO-Design bedeutet, die Wiederverwendung der Bestandteile eines Produktes schon bei dessen Konstruktion miteinzuplanen. Dazu werden einerseits Demontageanleitungen für Fahrzeuge entworfen, um ihren Rückbau möglichst energie- und zeiteffizient zu gestalten, andererseits die verwendeten Rohstoffe und Materialien recycelt, um die Umwelt zu schonen. Für Elektroautos bedeutet ECO-Design außerdem, den zweiten Lebenszyklus ihrer Batterien zu definieren. Zusätzlich werden ganze Produktionsstätten der Groupe Renault auf Nachhaltigkeit getrimmt.
Unser Recycling in Zahlen:
In der Kreislaufwirtschaft wollen wir Materialien nicht nur einmal einsetzen. Speziell die Verwendung von Plastik soll sich auf Recycling stützen: Schon 2013 wurden von Renault 43.000 Tonnen recyceltes Plastik verbaut, 2017 waren es bereits 57.000 Tonnen. Bis 2022 sollen 64.000 Tonnen an Plastikteilen in der Fahrzeugproduktion aus Recyclingschleifen kommen – anders gesagt: 50 Prozent des gesamten Volumens. Vollkommen recycelt – zu 100 % – ist die Innenausstattung Recytex des Zoe E-Tech Electric. Sie besteht aus wiederverwendeten Textilresten und Polyesterfasern aus Kunststoffflaschen. Diesen Weg setzt Renault mit dem Megane E-Tech 100% Electric und zukünftigen Modellen fort.
Carsharing kann einen großen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft leisten – besonders, wenn man dafür das Elektroauto einsetzt. Gemeinsames Verwenden erhöht die Auslastung, ein eigenes Fahrzeug ist besonders in Städten überflüssig.
Renault ist hierbei führend: Rund 10.000 Elektroautos von Renault sind europaweit für Carsharing-Anbieter unterwegs. Mit den Eigenmarken ZITY und Renault Mobility bietet Renault Free Floating und Station Based Carsharing an.
Dabei gibt es auch einen besonderen Vorteil: Während der Standzeiten können Carsharing Fahrzeuge zu einem Teil des Stromnetzes werden, indem sie ihre Batterie als Pufferspeicher für erneuerbare Energie zur Verfügung stellen. Das Prinzip dahinter heißt bidirektionales Ladesystem (V2G – vehicle to gride): An der Ladesäule kann geladen, im Bedarfsfall aber auch Energie an das Netz zurückgeben werden, um so für ausgewogenes Energieaufkommen zu sorgen.
Zukunftsmusik? Keineswegs: Auf der Smart Island Porto Santo in Madeira sind bereits 2 Zoe E-Tech Electric mit V2G Technologie als Schwarmspeicher im Einsatz und im niederländischen Utrecht hat das Startup-Projekt We Drive Solar bereits 150 Zoe E-Tech Electric in ein Smart Grid eingegliedert.
Die Qualitätsrichtlinien für die Bauteile von Renault Produkten sind hoch – auch für ihre Batterien. Unterschreitet ihre Kapazität eine gewisse Grenze, ist ein Einsatz in Elektroautos nicht mehr denkbar. Das bedeutet aber noch lange nicht das Ende ihres Lebens: Renault arbeitet an vielen Projekten, um ausgediente Batterien weiterzuverwenden. Eines davon heißt Advanced Battery Storage – der größte stationäre Energiespeicher Europas.
Die größte Schwierigkeit an dem Umstieg auf erneuerbare Energiequellen ist ihre unregelmäßige Verfügbarkeit. Wind und Sonne beispielsweise lassen sich nicht beeinflussen, daher muss die Energie aus ihnen zwischengespeichert werden. Die Groupe Renault setzt in ihrem Projekt Advanced Battery Storage vor allem ausgediente Batterien aus Elektroautos ein, die zusammen das größte stationäre Speichersystem Europas bilden. Die verfügbare Energie wird sich auf 60 MWh belaufen – genug für über 5.000 Haushalte.
In hochgesicherten Seecontainern werden diese Batterien auf Gestelle montiert und mit einem Ladesteuersystem versehen, das sie durchgehend überwacht. Diese Container werden dann an strategisch günstigen Orten gelagert, wo spezielle Anschlüsse an das Stromnetz bestehen. Dafür wurden bisher drei Standorte definiert – zwei davon in Renault Werken in Frankreich, einer in einem ehemaligen Kohlekraftwerk in Deutschland.
Um intelligente Ökosysteme zu erschaffen, in denen das Elektroauto mehr als nur ein Fortbewegungsmittel darstellt, arbeitet die Groupe Renault mit innovativen Partnern zusammen. Zum Beispiel mit dem Technologieunternehmen The Mobility House aus München und der portugiesischen Insel Porto Santo, auf deren Gebiet man gemeinsam den Verzicht auf fossile Brennstoffe, die Verwendung von stationären Energiespeichern und das Elektroauto als fixen Bestandteilen des Stromnetzes erprobt. Ein ähnliches Prinzip verfolgt Renault auch auf Belle-Île-en-Mer in Frankreich, wo eine weitere Smart Island entsteht. Auf erneuerbare Energien setzt man ebenfalls mit We Drive Solar – einem Shared Mobility Projekt der Firma LomboxNet, die 150 Renault ZOE für Carsharing einsetzen. Die Fahrzeuge werden mit Solarenergie geladen und sind in ein echtes Smart Grid integriert, aus dem sie nicht nur Energie ziehen, sondern im Bedarfsfall auch wieder zurückgeben.
Die Renault Gruppe richtet derzeit ihren französischen Produktionsstandort Flins neu aus zu einem Zentrum für Kreislaufwirtschaft rund um die Mobilität. Ziel der bis 2024 entstehenden, sogenannten „Re-FACTORY“ ist es, mit nachhaltig optimierter Kreislaufwirtschaft zu einer negativen CO2-Bilanz der Mobilität bis 2030 beizutragen. Bis 2030 sollen mehr als 3.000 Mitarbeiter für die „Re-FACTORY“ arbeiten.
In enger Zusammenarbeit mit Partnern verschiedener Sektoren (Start-ups, Wissenschaft, lokale Behörden) basiert die künftige „Re-FACTORY“ auf vier Aktivitätszentren. Diese Zentren konzentrieren sich auf den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs und die Kernelemente der Kreislaufwirtschaft: Zulieferer, Öko-Design, wirtschaftliche Funktionalität, Wartung, Wiederverwendung, Wiederaufarbeitung und Recycling.
DIE 4 AKTIVITÄTSZENTREN:
RE-TROFIT: Ziel dieses Bereichs ist die Verlängerung der Lebensdauer eines Fahrzeugs (in Koordination mit dem Zentrum „Re-Cycle“). Beispiele sind die Aufbereitung von Gebrauchtfahrzeugen, Reparaturdienste für Fahrzeugflotten oder die Teileproduktion mit Hilfe von 3D-Druckern. Durch den zusätzlichen Fokus auf ein Test- und Prototypenzentrum soll dieser Bereich die Konstruktion zukünftiger Fahrzeuge erleichtern.
RE-ENERGIE: Hier werden neue Einsatzmöglichkeiten von Batterien und neuen Energien untersucht.
RE-CYCLE: Dieses Zentrum integriert die Tätigkeiten des Renault Standort Choisy le Roi und konzentriert die Aktivitäten der Renault Gruppe im Bereich effizientes Ressourcenmanagement.
RE-START: Fokus ist die Weiterentwicklung des industriellen Know-hows und die Beschleunigung der Forschungsergebnisse in der Kreislaufwirtschaft. Dazu dienen unter anderem eine eigene Universität sowie ein Ausbildungszentrum.